Man schrieb das Jahr 1902 als im Luzerner Hinterland eine grosse Nachfrage nach guten Zugpferden entstand. In unserer Gegend erwies sich der damalige Pferdebestand als völlig ungenügend. Eine den damaligen Bedürfnissen entsprechende Pferdezucht existierte noch nicht. Es wurden deshalb innert kurzer Zeit Pferde der verschiedensten Rassen zugekauft, welche aber zum grossen Teil für die Landwirtschaft ungeeignet waren.
Um diesen Übelständen abzuhelfen, wurde von der Landw. Genossenschaft die Anregung gemacht, die Pferdezucht in Willisau und Umgebung in geordnete Bahnen zu leiten und zu diesem Zweck ein Eidgenössisches Hengsten-Depot zu errichten. Der damalige Vorstand der Landw. Genossenschaft bestellte am 17. August 1902 ein Initiativkomitee. Dieses Komitee berief auf den 30. August 1902 eine Versammlung von Pferdehaltern ein, mit dem Ziel, eine Pferdezuchtgenossenschaft zu gründen. Nach einem Referat von Landwirtschaftslehrer Stutz, Sursee, wurde die Pferdezuchtgenossenschaft Willisau und Umgebung gegründet.
Der erste Vorstand setzte sich aus folgenden Herren zusammen:
• Präsident: Nationalrad Candid Hochstrasser
• Alpmeister: Gemeindeammann Bernet, Zell
• Aktuar und Kassier: Betreibungsbeamter Xaver Meier, Willisau
• Mitglied: Gemeindeammann Alois Kunz, Hergiswil
• Mitglied: Dubach, Gyrstock, Luthern
(Anmerkung, leider sind nicht alle Vornamen bekannt)
Dem in der ganzen Schweiz bekannten Magistrat Hochstrasser gelang es, nahmhafte Beiträge von Bund und Kanton für die neugegründete Genossenschaft zu erhalten. Nach persönlicher Absprache mit dem damaligen Chef des Eidg. Volkswirtschafsdepartementes, Bundesrat Forrer, konnte in Willisau eine Eidg. Deckstation mit zwei Bundeshengsten eröffnet werden. Das Einzugsgebiet umfasste damals den ganzen Kanton Luzern, ohne Entlebuch und die angrenzenden Gemeinden der Kanton Bern und Aargau.
Das erste Jahr 1903 wies schon 212 Sprünge auf.
Der Vorstand machte sich schon bald an die Beschaffung einer Fohlenweide. Im Jahr 1904 konnte der Kaufvertrag für die Liegenschaft Vorder- und Hinterheimberg, Luthern abgeschlossen werden. Bereits im folgenden Jahr erfolgte der Ankauf der benachbarten Liegenschaft Gernethüsli. Diese beiden Fohlenweiden haben ihre Aufgabe bis zum erwähnten Jahr 1950 voll und ganz erfüllt.
Nun machte sich der Vorstand an eine weitere Aufgabe, für die Verbesserung des "Stutenmaterial". Ein Einkaufskomitee begab sich in den Jura um geeignete Jungstuten zu kaufen. Um den Absatz der Fohlen zu fördern, wurde in Willisau eine Vermittlungsstelle für Fohlen errichtet.
Diese steten Bemühungen zeigten schon nach wenigen Jahren einen vollen Erfolg. Zum ersten Mal trat die junge Genossenschaft an der Zentralschweizerischen Fohlen-Ausstellung in Burgdorf, anno 1906, an die Öffentlichkeit. Die sechs selbstgezüchteten Fohlen wurden alle mit dem Diplom 1. Klasse ausgezeichnet.
Eine besondere Aufmerksamkeit wurde immerzu auch der Hengstenfrage gewidmet. 1921 kaufte die Genossenschaft zwei Freiberger-Hengste. Die Zucht lief zuerst recht gut an, aber infolge grosser Importe und des dadurch sinkenden Pferdepreises, ging auch in unserer Gegend die Zucht merklich zurück. Auch ging dem Platz Willisau ein Teil des Einzugsgebietes durch die Eröffnung der Deckstation Sempach verloren. 1927 wurde der Entschluss gefasst, die Hengste zu verkaufen und wieder eidgenössische Hengste aus dem Hengstendepot Aveches einzustellen.
Ein wichtiger Entscheid wurde im Jahre 1947 getroffen, indem an der Generalversammlung die Trennung der bisherigen Pferdezuchtgenossenschaft Willisau und Umgebung in eine Alpgenossenschaft und in eine neue Pferdezuchtgenossenschaft beschlossen wurde.
Ausschnitte aus der Vereinschronik 1947-2002
- 1948, Mitgliederzahl 92, Jahresbeitrag CHF 2.00
- 1952, 50-jähriges Jubiläum
- 1960, im Jahr 1959 wurden 29 Stuten gedeckt. Denkbar schlechte Befruchtungszimmer mit 12 Fohlen
- 1967, die Hengststation wurde vom Bahnhof Willisau auf den Schulgutsbetrieb Burgrain, Alberswil, verlegt
- 1968, Mitgliederzahl 120
- 1976, Richtpreis für Schlachtfohlen: CHF 4.80
- 1981, die Revision der Pferdezuchtverordnung trat am 01. Januar in Kraft
- 1985, Jahresbeitrag CHF 30.00
- 1988, Anton Isaak, Neuhaus Roggliswil, wurde in den Vorstand gewählt
- 1991, die bisherige Fahrprüfung wurde mit Einbezug des Reittest zum Feldtest erweitert
- 1992, Toni Mehr, Badhus Willisau, wurde in den Vorstand gewählt
- 1995, auf der Station Burgrain bestand die Möglichkeit zur künstlichen Besamung
- 1997, an der Delegiertenversammlung wurde der schweiz. Freibergerzuchtverband gegründet.
- 1998, nach der neuen Herdebuchverordnung werden die Stuten in Klassen A, B oder C eingeteilt
- 1999, Kant. Schaukommission wurde aufgelöst und eine Kant. Pferdekommission wurde gegründet
- 2002, der Hengst Hapedro erfüllte die züchterischen Erwartungen nicht und wurde durch Vaccares ersetzt